1. Kurzinfos und Links zu Kritiken auf anderen Webseiten
“Furchtbare Diplomaten” - Presseecho zur Veröffentlichung über das Auswärtige Amt im Nationalsozialismus im Geschichtslehrerforum: hier.
Kritiken und Debatte zur Oskar Roehlers Film Jud Süß - Film ohne Gewissen auf dem Geschichtslehrerforum: hier.
Wird ergänzt...
2. Buchbbesprechungen
Marion Kaplan (Hg.): Geschichte des jüdischen Alltags. Vom 17. Jahrhundert bis 1945, München, C.H. Beck, 2003, 638 S.
Mit sehr viel Vorschußlorbeeren kündigt der Verlag das Werk als grundlegendes Buch zur Geschichte des jüdischen Alltags in Deutschland an, das die wechselvolle deutsch-jüdische Geschichte vom 17. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges schildert. Laut Klappentext eröffne es aus der Perspektive einer „Geschichte von unten“ einen faszinierenden Einblick in die Lebenswelt und Alltag der Juden. Die Voraussetzungen für ein derartiges Unterfangen sind durchaus günstig. Neben Marion Kaplan, Professorin an der New Yorker University, gewann das Leo Baeck Institut mit Robert Liberles, Steven M. Lowenstein und Trude Maurer durchweg renommierte Autoren und Autorinnen der deutsch-jüdischen Geschichte.
Das Buch wurde im Auftrag des Leo Baeck Instituts, das sich seit 1955 um die Erforschung und Bewahrung des historischen Erbes des deutschen Judentums kümmert, herausgegeben und soll eine weitere „Dimension“ beisteuern zu der von Michael A. Meyer in den Jahren 1996 und 1997 herausgegebenen vierbändigen Gesamtdarstellung „Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit“. In der Epocheneinteilung folgen daher die Beiträge der bereits in der Gesamtdarstellung vorgenommenen Periodisierung. So behandelt Robert Liberles den Zeitraum von 1618 bis 1780, es folgen die Darstellungen Steven M. Lowensteins und Marion Kaplans, deren Zäsuren die Jahre 1871 und 1918 bilden, sowie die Abhandlung Trude Maurers über jüdisches Alltagsleben in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. Für ihre jeweiligen Epochen handeln die vier Autorinnen und Autoren dieselben Themen in übersichtlichen Unterkapiteln ab: Lebensumfeld und Wohnformen, Familienleben, Erziehung und Bildung, Wirtschaftsleben, religiöses Leben und soziale Beziehungen.
Die Schilderung des jüdischen Alltags in Deutschland über mehr als drei Jahrhunderte ist ein mehr als ambitioniertes Unterfangen. So betont auch Marion Kaplan in der Einleitung des Buches, dass dies nicht eine Zusammenfassung, sondern eher ein Vorwort und ein Anstoß zur wissenschaftlichen Arbeit über eine noch zu schreibende Geschichte des Alltags sei. Dennoch, das Ergebnis ist weithin beeindruckend und künftige Arbeiten auf dem Gebiet der Alltagsgeschichte der deutschen Juden werden sich an dem vorliegenden Werk orientieren. Dabei wird es hilfreich sein, dass die Autoren an verschiedenen Stellen auf bestehende Forschungsdesiderate hinweisen. So meint beispielsweise Liberles, dass ein neuer, systematischer Anlauf zur demographischen Erforschung der jüdischen Bevölkerung unternommen werden sollte. (S. 23).
Die Autoren sind sich der Problematik des Aussagegehaltes und der Repräsentativität ihrer Quellen für die makrohistorische Ebene bewußt. Die Vielfalt und Menge der Quellen, mit denen die einzelnen Autoren gearbeitet haben, war sehr unterschiedlich. Robert Liberles Darstellungen fußt zu weiten Teilen auf den „Memoiren der Glueckel von Hameln“, einer jüdischen Kauffrau, die von 1625 bis 1724 lebte. Warnend im Umgang mit den Quellen in puncto Familiengeschichte äußert er, dass die Beschreibung der Warmherzigkeit und des Zusammenhalts im traditionellen jüdischen Familienleben häufig geradezu utopische Formen annehme: „Nicht nur populäre, sondern auch zahlreiche wissenschaftliche Darstellungen zeigen eine idyllische Sichtweise, die eher auf den rabbinischen Vorschriften denn auf genauer Analyse der Realität fußt“ (S. 38).
Steven M. Lowenstein verweist auf die Ungleichheit im Gleichzeitigen. So gab es beispielsweise in ein und demselben Ort oft beträchtliche Unterschiede in der Wohnsituation von Juden aus verschiedenen sozialen Schichten. Neben geographischer Lage und Klassenzugehörigkeit spielt die zunehmende religiöse Ausdifferenzierung unter jüdischen Gemeinden für die Darstellung in seiner Epoche eine wichtige Rolle. So ist auch sein Anliegen, „in Umrissen ein Bild“ (S. 125) zu zeichnen, das der Vielfalt jüdischen Alltagslebens gerecht wird. Seine außergewöhnlich angenehm zu lesende Darstellung enthält eine Vielzahl anregender Detailinformationen, die er auch in Forschungsdiskussionen außerhalb der deutsch-jüdischen Geschichte einbettet. So verweist er die in den 1970er Jahren von Edward Shorter vertretene und vor allem in Pädagogenkreisen überaus populäre These, dass vor der Moderne aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate die Gefühlsbindung der Eltern an ihre Kinder nur sehr schwach ausgeprägt gewesen sei, ins Reich der Legenden. Das vorhandene Material aus deutsch-jüdischen Familien bestätige solche Theorien genauso wenig die viele neuere Studien über christliche Familien.
Marion Kaplan zeigt in ihrem Abschnitt u.a. wie zahlreiche Juden zwischen den Herausforderungen durch das „bürgerliche Projekt“ einerseits und den Anforderungen der Bewahrung der Tradition andererseits eine neue Form jüdischen Lebens schufen, wobei die Zugehörigkeit zur jüdischen Familie und zum jüdischen Vereinsleben eine Stütze des Judentums wurde. Erhellend sind ihre Ausführungen besonders dort, wo sie die deskriptive Ebene verlässt und die Analyse die notwendige Tiefenschärfe erhält. So deutet sie beispielsweise die Zahlen der Mischehen, die mit Einführung der Zivilehe 1875 möglich erst möglich waren, als Indikator für das Ausmaß sozialer Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden. Während jedoch die anderen Autoren sich vor Pauschalurteilen hüten und die Reichweite ihrer Erkenntnis mit vorsichtigen Formulierungen umschreiben, wie beispielsweise „viele deutsche Juden“, heißt es bei Kaplan lapidar: „Juden nahmen am deutschen Bildungswesen und seinen Klassikern teil, sie schätzten die Ideale der deutschen Aufklärung und sahen für sich einen Platz in einer aufgeklärten Gesellschaft“ (S. 275) oder „Jüdische Männer beteiligten sich auch gern an örtlichen Schützenvereinen, die einen leidenschaftlichen Nationalismus mit Kameradschaftsgeist verbanden.“ (S. 333). Hier wäre eine sorgsamere Beschreibung wünschenswert gewesen, da sonst anderweitig eine neue ahistorische folkloristische Sichtweise transportiert wird. Oder lag es etwa an der Ãœbersetzung oder am Lektorat? Unverständlich ist zumindest, dass letzterem nicht aufgefallen ist, dass die im Text von Liberles zu findende numerische Gleichsetzung von 60 000 Juden in den deutschen Staaten im Jahre 1750 nie und nimmer einem Drittel der Gesamtbevölkerung entsprechen kann (S. 22). Richtig ist vielmehr dagegen, dass der von Liberles zitierte Autor einen jüdischen Bevölkerungsanteil von 0.3 Prozent in seinem Werk nennt.
Den wohl schwierigsten Part hat Trude Maurer übernommen, indem sie in ihrer Darstellung jüdischen Alltagslebens über die allseits bekannte und gebräuchliche Zäsur des 30. Januars 1933 hinausgeht und die beiden Zeitabschnitte Weimarer Republik und Nationalsozialismus zusammenführt. Dies gelingt ihr ohne die Weimarer Republik zu einer reinen Vorgeschichte des Nationalsozialismus zu verkürzen. Die sich daraus ergebende Lesart ermöglicht es, die Dramatik der Veränderungen für die jüdische Bevölkerung viel stärker zu erfassen. Lediglich bei dem Abschnitt „Antisemitische Gewalt“ setzt die Darstellung erst ab 1933 ein. Hier hätte es der Darstellung gut getan, auch den Faden von der Weimarer Republik zur NS-Zeit zu spinnen.
Die in dem Buch aufgezeigte Vielfalt jüdischen Alltagslebens ist bestens dazu geeignet, bestehende stereotype Vorstellungen von „den Juden“ aufzubrechen. Dass es trotz aller Mannigfaltigkeit und der sich daraus ergebenden notwendigen Differenzierungen möglich ist, ein Fazit zu ziehen, zeigen die am Ende eines jeden Unterkapitels gestellten knappen Schlußbetrachtungen. Diese sind eine überaus hilfreiche Orientierung für den Leser. Mit diesem Werk haben die Autoren und Autorinnen fürwahr ein grundlegendes Buch abgeliefert.
Martin Liepach Frankfurt
Zuerst erschienen in: Geschichte Politik und ihre Didaktik 32, 2004, Heft 1/2, S. 121-122
Deutsch-Jüdische Geschichte in der Neuzeit. Herausgegeben im Auftrag des Leo Baeck Instituts von Michael A. Meyer unter Mitwirkung von Michael Brenner. Band III: Umstrittene Integration 1871-1918. Von Steven M. Lowenstein, Paul Mendes-Flohr, Peter Pulzer und Monika Richarz. Band IV: Aufbruch und Zerstörung. Von Avraham Barkai und Paul Mendes-Flohr mit einem Epilog von Steven M. Lowenstein. München, C.H.Beck, 1997, 428 S. bzw. 429 S.
Im 17. Band ihrer Sonderhefte (München 1997) widmete sich die altehrwürdige Historische Zeitschrift dem Thema ”Bürgertum und bürgerlich-liberale Bewegung in Mitteleuropa”. Auch wenn der Titel eine transnationale und komparative Perspektive verspricht, die diversen Aufsätze beschränken sich weitgehend auf Deutschland. Insgesamt resümieren die Autoren in ihren Beiträgen ausgiebig und sachkundig den derzeitigen Kenntnisstand, insbesondere in den Bereichen der Bürgertumsforschung und der Liberalismusforschung. In den kommenden Jahren werden Historiker dankbar zu diesem Sammelband greifen, wenn sie sich über Spezialliteratur oder bestehende Forschungsdesiderate auf den Gebieten informieren möchten. Doch fehlt da nicht etwas? Richtig, man vermißt fast vollkommen die Ausführungen und die Bezugnahme zur deutsch-jüdischen Geschichte! Dabei veranstaltete die Friedrich-Naumann-Stiftung bereits im Jahr 1986 in Zusammenarbeit mit dem Leo-Baeck-Institute, London, ein internationales Seminar zum Thema ”Das deutsche Judentum und Liberalismus” und der ”Verbürgerlichungsprozeß” der deutschen Juden im 19. Jahrhundert und ihre daraus, im idealtypischen Sinne, resultierende bürgerlich geprägte Sozialstruktur lassen sie geradezu als Untersuchungsgruppe par excellence für die Bürgertumsforschung erscheinen.
Just zur richtigen Zeit erscheinen da die Bände 3 und 4 der Reihe ”Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit”, die ein seit vielen Jahren geplantes und nunmehr realisiertes Werk des Leo Baeck Instituts abschließen. An der ersten Gesamtdarstellung der deutsch-jüdischen Geschichte waren Historiker aus Israel, Deutschland, Großbritannien und den USA beteiligt. Die Zusammenstellung der Beiträge der allesamt ausgewiesenen Experten ihres Gebietes ergibt ein Bild inhaltlicher und methodischer Vielfalt. Richtet man spezifisch nur den Blick auf das Verhältnis Liberalismus und deutsch-jüdische Geschichte, so ist der Ertrag enorm.
Für die Darstellung des politikgeschichtlichen Parts der Ära des Deutschen Kaiserreiches war Peter Pulzer verantwortlich. Er beschreibt das Spannungsverhältnis zwischen rechtlicher Gleichstellung der Juden einerseits und der Handhabung der Praxis im öffentlichen Leben andererseits, die Anfänge der antisemitischen Bewegung und die Reaktionen auf den Antisemitismus. Den Endpunkt seiner Abhandlungen markieren der Zerfall des Burgfriedens im Ersten Weltkrieg und eine Analyse der Situation der jüdischen Bevölkerung am Vorabend der Revolution.
Pulzer beschränkt sich nicht auf das Kerngebiet des Deutschen Reichs, sondern lenkt auch auf den Blick auf periphere Entwicklungen, beispielsweise in Posen oder in Elsaß-Lothringen. Die geographische Definition deutsch-jüdischer Geschichte faßt er, wie die meisten vertretenen Autoren, weit, also unter Einschluß Österreich-Ungarns. Gerade seine Vergleiche zwischen den Entwicklungen in der Habsburgermonarchie und im Deutschen Kaiserreich sind sehr erhellend und im besten komparativen Sinne gehalten.
Die Geschicke der Juden hingen eng mit dem schwankenden Einfluß des Liberalismus zusammen. Während der liberalen Jahrzehnte waren sie in beiden Kaiserreichen zahlreicher und prominenter in der Politik vertreten als jemals zuvor. Von den siebzehn bekennenden Juden, die in dieser Zeit in den Reichstag gewählt wurden, war einer ein Freikonservativer, sieben waren Nationalliberale, sechs Fortschrittliche und zwei waren Sozialdemokraten. Fast alle jüdischen Mitglieder des Reichsrats in dieser Phase gehörten der Deutschliberalen Partei an. Doch Zahlen sind nicht gleichbedeutend mit Einfluß. Mit der ”zweiten Reichsgründung” änderten sich die Rahmenbedingungen grundsätzlich. Während jedoch die liberalen Kräfte in Deutschland sich den Status einer ”kohärenten, wenngleich geschwächten Minderheit” (S. 267) zu erhalten wußte, hatten sie in Österreich praktisch zu existieren aufgehört. Nach dem Sturz des liberalen Ministeriums Auersperg im Jahr 1879 folgten diverse Spaltungen und Neugründungsversuche innerhalb des österreichischen Liberalismus. Den Triumph des österreichischen Antisemitismus sieht Pulzer auch darin begründet, daß die Antisemiten es mit einer schwächeren und demoralisierteren liberalen Partei als in Deutschland und mit einer Sozialdemokratie, die bis 1890 kaum eine Organisation besaß, zu tun hatte.
Den politikgeschichtlichen Faden Pulzers spinnt Avraham Barkai für die Zeitabschnitte der Weimarer Republik und das Dritte Reich weiter. Notwendigerweise verschieben sich in seiner Darstellung die Akzente. Im Vordergrund seiner Darstellung stehen zunächst die Zweifel an einer deutsch-jüdischen Erfolgsgeschichte, die abgelöst werden von dem Wissen um das gewaltsame Scheitern und das brutale Ende. Für die Weimarer Republik fällt er denn auch sein Diktum über die republiktragenden Parteien, die sich bemühten, nicht allzu sehr als ”Judenschutztruppen” zu gelten und die liberalen Tageszeitungen, die um peinlichste ”Neutralität” in jüdischen Belangen bemüht waren. Trotz der immer wieder auftretenden Belastungen und Zumutungen im Verhältnis zwischen Liberalismus und Judentum, an einigen Stellen unterschätzt Barkai den Stellenwert des Liberalismus für die deutsch-jüdische Bevölkerung und folgt liebgewonnenen Standardinterpretationen. Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF) soll in seiner Zeitschrift ‘Der Schild’ deutschnationale Auffassungen im Ton der nichtjüdischen vaterländischen Veteranenvereine vertreten haben. Zu diesem Thema hatte bereits George L. Mosse auf der eingangs erwähnten Tagung 1986 angemahnt, daß es nötig sei, das liberale Potential des RjF, das im Gegensatz zu anderen Veteranenverbänden bestanden haben mag, genauer zu untersuchen. Ein Forschungsdesiderat, das bis heute besteht.
Wer sich für Philosophie und Geistesgeschichte interessiert, wird durch die beiden Bände gleichfalls umfangreich bedient. Paul Mendes-Flohr schildert die Entstehung neuer Richtungen im jüdischen Denken gegen Ende des 19. Jahrhunderts, den spezifischen Bewußtseinswandel, der sich im Schatten des Ersten Weltkriegs unter den Juden vollzog und der das Selbstverständnis, die kulturellen und geistigen Bestrebungen der deutschen Judenschaft nachhaltig beeinflußte. Darüber hinaus widmet er sich dem jüdischen Kultur- und Geistesleben, analysiert das Verhältnis zwischen Christen und Juden und beschreibt die Bedeutung der Juden innerhalb der deutschen Kultur vor 1933.
Sehr viel Raum räumt Mendes-Flohr Hermann Cohen, einem der führenden Denker des liberalen Judentums, ein. Dennoch bleibt das Bild der intellektuellen Bedeutungskraft Cohens letztendlich schemenhaft. Es scheint als diene der Marburger Philosophieprofessor nur als Kontrastfolie, vor der das kulturzionistische Bild Martin Bubers besonders hell leuchtet. Mendes-Flohrs Äußerung ”Cohens Intention war ungeniert apologetisch”(Bd. 3, S. 343) ist eine fast vollkommene sprachliche Ãœbernahme des Vorwurfs Bubers in seiner Zeitschrift ”Der Jude” (1916), die neukantianischen Gedanken würden keinerlei Rüstzeug zur Lösung der tagespolitischen Probleme bieten, sie seien zu dem manifest apologetischer Natur. Statt der Ãœbernahme alter Streitlinien und zeitgenössischer Werturteile hätte hier ein nüchterner und distanzierter Blick für mehr Klarheit gesorgt. Das hochkomplexe Spannungsgeflecht zwischen der realpolitischen Verortung Cohens als liberaler Jude und seinem ”ethischen Sozialismus” als Fluchtpunkt seiner Geschichtsphilosphie wird zudem nicht ausgeleuchtet. So bleibt Mendes-Flohr deutlich hinter den jüngeren Forschungsergebnissen über Hermann Cohen oder über den Marburger Neukantianismus zurück.
Insgesamt wird jedoch das überaus schwierige Problem der Integration der jüngsten Forschung recht gut gelöst. Steven M. Lowenstein nähert sich in seiner vorsichtigen und nuancierten Darstellung der komplexen Frage einer ”deutsch-jüdischen Symbiose”, Monika Richarz beschreibt differenziert die demographische Entwicklung der jüdischen Minorität und diskutiert deren sozialstrukturelle Wandlung im Kaiserreich. Trotz der kleineren Einwände, das breit angelegte thematische Spektrum der nunmehr vier vorliegenden Bände wird diese Sammlung zu einem Standardwerk werden lassen, das jeder zu Rate ziehen wird, wer auch immer in den kommenden Jahren etwas über deutsch-jüdische Geschichte erfahren möchte.
Martin Liepach Frankfurt
Zuerst erschienen in: Jahrbuch für Liberalismusforschung 1998, S.309-312
|